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Ich bin faul und das ist gut so

von | Allgemein, Persönlichkeitsentwicklung | 0 Kommentare

Ich muss Ihnen ein Geständnis machen: Ich bin ein fauler Mensch.

Und damit bin ich nicht alleine. Viele Menschen genießen es, wenn sie einfach mal nichts zu tun haben und ihrer Kreativität freien Lauf lassen können. Auf dem Sofa sitzen und einer guten Platte dabei zuhören, wie sie sanfte Klänge an mein Ohr heran trägt… Auf einem Berg stundenlang die Aussicht genießen oder am Wasser sitzend dem Plätschern lauschen. Alles Dinge, die ich tue wenn ich bewusst nichts mache. Unterbewusst feuern in solchen Momenten die Synapsen quer durch den Raum.

Ein durchschnittliches Gehirn besitzt Milliarden von Neuronen und sogar Billionen von Synapsen. Das klingt beeindruckend, stellen wir uns das Hirn doch als unerschöpflich arbeitenden, leistungsstarken Motor vor. Sinneseindrücke, Bewegungen, Sprache, Erinnerungen, Träume, Verknüpfungen, Wissen: all das wird verarbeitet, produziert, gespeichert. Das Gehirn ist dauerhaft in Betrieb. Es ist nicht verwunderlich, dass es dabei in übertriebenen Maße posiert wie ein Top-Model. Doch im Grunde seines Daseins ist es (lediglich) ein energiesparendes und denkfaules Gewohnheitstier. Es muss provoziert werden, um die Komfortzone und den gewohnten Trott zu verlassen. Erst dann kann das Hirn zu der Leistungsfähigkeit motiviert werden, die wir von vornherein mit ihm assoziieren.

Wenn wir uns also unser Gehirn personifizieren, es uns als Mensch vorstellen, welche Personen schweben uns dann vor? Ist es der Musterschüler, welcher sich vor jeder Klausur aufs neue akribisch und sorgfältig vorbereitet? Oder eher der Selbstständige, der ob Tag ob Nacht vor seinen Projekten kniet, um das beste für seine Kunden herauszuholen? Ist es das Partygirl, das unermüdlich jede Nacht von Club zu Club tigert, auf der Suche nach nächtlichen Abenteuern?

Leider werden wir an dieser Stelle hoffnungslos enttäuscht. Unser Gehirn stellt keinen der beschriebenen Akteure dar – und auch nichts, was man sich sonst vorgestellt hätte. Es ist nicht gutaussehend oder eloquent und schon gar nicht fleißig. Es ist das genaue Gegenteil davon – wenn man es in Ruhe lässt.

Wird es zu einem Problem, wenn man das Leben grundsätzlich entspannter angeht?

Nein, es ist zum Glück nicht grundsätzlich ein Problem. Die eigene Bequemlichkeit kann sogar ein großes Geschenk sein, wenn man die Sachen einfach mal so akzeptiert, wie sie sind! Es gibt dem gegenüber massig Anhänger von „harter Arbeit“. Sie missionieren das Land mit Sprüchen „Work Hard, Play Hard“. Diese Menschen gehen auch gerne mal die „Extra Meile“.

Wenn wir es schaffen von den besagten Anhängern harter Arbeit und kalvinistischer Arbeitsethik nicht aus der Ruhe bringen zu lassen, und am das dann noch mit Kreativität garniert, genau dann wird all das zu einem Geschenk!

Die Formulierung rund um das Geschenk ist absichtlich im Konjunktiv verfasst, denn wir haben es noch nicht so „drauf“ mit der Gelassenheit und Bequemlichkeit. Im Extremfall verletzen sich Menschen lieber als sich dem Nichtstun hinzugeben. Zudem gilt es als Maß der Dinge, dass man sich schon gehörig anstrengen muss um in der heutigen Gesellschaft etwas zu erreichen. Arbeiten, Handeln, den Hintern hochbekommen. Das ist per se auch nicht falsch, jedoch nur ein Weg zum persönlichen Erfolg. Und das ist auch insofern korrekt, als dass man die vielen schönen Dinge, teure Anschaffungen oder Anerkennung, Respekt und letztlich auch Geld nicht bekommt, wenn man sogar für die einfachsten Dinge schon zu bequem ist.

Doch ist es ein Irrglaube, dass nur durch viel guter und harter Arbeit das Leben schöner und erfolgreicher wird. Analysiert man etwa den Niedriglohnsektor bzw. Branchen, und dieser Umstand ist gar grotesk, wie das Baugewerbe oder auch den Gesundheitssektor so stellt man fest, dass die Menschen dort sehr wohl die Extrameile gehen, arbeiten bis zum sprichwörtlichen Umfallen und dennoch nicht auf einen finanziellen oder erfolgreichen, grünen Zweig klettern können. Von Anerkennung durch die Vorgesetzten kann dort oft auch nicht die Rede sein.

Nun zurück zum genauen Gegenteil der Workaholics: Den faulen Menschen. Dieser ist darauf bedacht, durch ein möglichst geringes Maß an Energie das beste zu erreichen. Letztlich also der perfekte Vordenker für Automatisierung und Digitalisierung. Denn dort ist jedes Unternehmen (es machen nur noch nicht viele) bestrebt, mit möglichst geringem Aufwand den höchsten Ertrag durch autonome Prozesse zu erzielen. Oder auch das aktuellste Beispiel des autonomen Elektroautos. Es wird stetig daran gearbeitet mit noch weniger Energieverschwendung gleichzeitig die Reichweite zu erhöhen und zudem die intelligenteste Route zu wählen um den Fahrer umweltschonend, effizient und ressourcenschonend ans Ziel zu bringen. Spricht die Fachpresse demnach also auch hier von den faulen Kraftfahrzeugen? Oder sind es Buzzwords wie Mobilität 4.0, Industrie 4.0 oder Ein-beliebiger-Begriff 4.0 die mit genau diesen Eigenschaften unser neuartiges Welt- und Arbeitsbild zu prägen versuchen?

Ich bin faul! Wo bleibt der Erfolg?

Was brauche ich denn außer Faulheit noch, damit es klappt?
Analog zur Faulheit gilt in der Betriebswirtschaft ein großes Prinzip: Das Minimax-Prinzip. Demnach ist es das Bestreben einer Person oder eines Unternehmens, mit möglichst wenig Aufwand möglichst viel zu erreichen. Diverse Innovationen und Erfindungen aus der Vergangenheit haben eben ihre Triebfeder aus der ungeahnten Kraft einer faulen Person, denn oft wollte irgendjemand Zeit, Energie oder Aufwand (oder sowohl als auch) sparen. Minimax Menschen – oder Faule – sind also von Grund auf nicht alles nutzlose Personen. Kombiniert mit Intelligenz wird aus ihnen eine unglaublich kraftvolle Waffe in Zeiten der Digitalisierung und Automatisierung. Ist dieser Mensch dann auch noch ein zweiter erfinderischer Daniel Düsentrieb, so steht der Innovationskraft nichts im Wege.

Effizienz

Die Dinge richtig tun!

Effektivität

Die richtigen Dinge tun!

Wer effektiv ist, der tut die richtigen Dinge. Wer effizient ist, tut die Dinge richtig.

Ein innovativer und zugleich fauler Mensch investiert vermutlich sehr viel mehr Zeit darin, sich seiner eigenen Stärken und Chancen bewusst zu werden und diese noch zu stärken. Wer also faul ist und trotzdem oder genau deswegen etwas erreichen will, der muss die eigenen Kräfte sorgsam einsetzen, die Chancen und Stärken intelligent nutzen, dazu muss man auch viel nachdenken und sich die richtigen Fragen (also effektiv) stellen. Statt wie ein fleißiges Bienchen immer viel zu tun, muss man das Richtige in der richtigen Reihenfolge tun.

Doch es nützt nichts - Anfangen muss wirklich jeder.

Eine fleißige Biene muss zum Futter zunächst mal beginnen zu fliegen, ein Faultier aufstehen...
Erfolgreiche, faule Menschen kennen auch die magische Kraft zu Investieren.

Wer sich einmal zur richtigen Zeit so richtig ins Zeug legt, Energie investiert und den hintern hochbekommt, wird langfristig davon profitieren…

Oder um es etwas fauler und bildlicher auszudrücken…

Wer heute sät wird morgen ernten…

Um später schön faul sein zu können, muss man sich zu allererst überwinden und einfach mal anstrengen! Dabei ist Ideenreichtum gefordert. Wie können wir Paul unseren inneren Schweinehund überwinden? Denn wir wissen ja: Paul ist faul. Dieser Paul braucht ein klares Ziel, wofür er sich jetzt aufraffen sollte…

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